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Demografischer Wandel. Wie organisieren wir das Schrumpfen?

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Es diskutieren Prof. Dr. Florian Coulmas, Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien Tokyo (Stiftung DGIA), der Soziologe Prof. Dr. Karl Ulrich Mayer, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Bernhard Müller, Direktor des Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden, und der Historiker Prof. Dr. Jürgen Kocka von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Es moderiert die Kulturjournalistin Claudia Belemann (Deutschlandradio, ARD).
 
„Bevölkerungsfragen“ haben in Deutschland – und zunehmend auch auf europäischer Ebene – eine gewisse Konjunktur. Sie stehen aber bereits seit über 100 Jahren auf der Agenda. Deutschland befindet sich derzeit in einer demografischen Entwicklung, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts einsetzte, um das Jahr 2050 voraussichtlich abgeschlossen sein wird und die mit dem Altern unserer westlichen Gesellschaft beschrieben werden kann. Sie wird seither von Demografen mit Interesse, aber auch mit wechselnder Intensität beobachtet.
 
Zunächst stieg die durchschnittliche Lebenserwartung aufgrund der Verbesserung der medizinischen Versorgung von Müttern und Neugeborenen sowie durch den Rückgang von Hungersnöten. Bald sank auch die Geburtenrate mit dem Übergang zur bürgerlichen Kleinfamilie. Vor rund 40 Jahren wurden die beiden Trends am unteren und am oberen Ende der Alterspyramide einerseits durch die Antibabypille, andererseits durch Fortschritte in der Infektionsbekämpfung und Humanmedizin verstärkt.
 
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass „Bevölkerungsfragen“ oft sehr emotional diskutiert wurden. Die Gesellschaft und die Ökonomie aber brauchen feste Rahmenbedingungen und Prognosen für eine vorausschauende Steuerung. Nur wer Entwicklungen analysiert und versteht, kann diese Prozesse auch steuern. Wie vollzog sich die demografische Entwicklung aus historischer Sicht? Welchem Wandel waren die Diskussionen zur „Bevölkerungsfrage“ unterworfen? Wie wird sich eine älter werdende Gesellschaft an diese neue und einzigartige Situation anpassen? Welche weiteren demografischen Veränderungen sind zu erwarten? Welche neuen gesellschaftlichen Prozesse werden benötigt, um den veränderten Anforderungen Rechnung zu tragen? Welche Rahmenbedingungen sind geeignet, um die Zukunft lebenswert zu gestalten? Können wir Erfahrungen anderer Gesellschaften nutzen?


Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen / wissenschaftliche Mitarbeiter am DIJ Tokyo gesucht

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dijDas Deutsche Institut für Japanstudien, Tokyo mit Forschungsschwerpunkten in den Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften des modernen Japan und in den deutsch-japanischen Beziehungen, sucht zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen / wissenschaftliche Mitarbeiter aus den genannten Bereichen.

Das DIJ Tokyo ist ein Institut der öffentlich-rechtlichen bundesunmittelbaren Max Weber Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (MWS), Bonn. Die Vergütung erfolgt nach Entgeltgruppe 13 TVöD zuzüglich Auslandsdienstbezügen nach den Bestimmungen des öffentlichen Dienstes. Die Stelle ist befristet für die Dauer von 3 Jahren zu besetzen. Die Einstellung soll ab Herbst 2013 erfolgen.

Voraussetzungen: Abgeschlossenes Hochschulstudium mit Promotion, gute Kenntnis der japanischen Sprache und Forschungserfahrung in Japan.

Erwartet werden selbständige wissenschaftliche Arbeit an einem Forschungsprojekt im Rahmen der derzeitigen Forschungsschwerpunkte „Glück und Unglück in Japan: Kontinuitäten und Diskontinuitäten“, bzw. „Herausforderungen des demographischen Wandels“, sowie Mitarbeit an den allgemeinen Institutsaufgaben. (Einzelheiten dazu auf der Homepage des DIJ).

Die Max Weber Stiftung fördert die Gleichstellung von Frauen und Männern. Bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung werden Frauen nach Maßgabe des Bundesgleichstellungsgesetzes, Schwerbehinderte nach dem SGB IX bevorzugt eingestellt.

Bewerbungen unter Beifügung von Zeugnissen, Lebenslauf, Schriftenverzeichnis, zwei Referenzen sowie Beschreibung des geplanten Forschungsprojekts sind bis zum
16. August 2013 zu richten an:

Deutsches Institut für Japanstudien
Herrn Prof. Dr. Florian Coulmas
Jochi Kioizaka Bldg. 2F
7-1 Kioicho
Chiyoda-ku, Tokyo
102-0094 Japan
Japan

Hiroki Harada: Atomenergie als Freund oder Feind des Gemeinwohls? Die japanische Kernenergiepolitik im Wandel

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Am Dienstag, 21. Mai, referierte Prof. Dr. Hiroki Harada im Rahmen der Jubiläumstagung “Interdisciplinary Aspects of Well-Being in Changing Societies (Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit im sozio-ökonomischen und kulturellen Wandel)” der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für Sozialwissenschaften in Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung und der Max Weber Stiftung in der Werner Reimers Stiftung zum Thema “Atomenergie als Freund oder Feind des Gemeinwohls? Die japanische Kernenergiepolitik im Wandel”.

Prof. Dr. Hiroki Harada studierte Rechtswissenschaft in Fukuoka und promovierte an der Juristischen Fakultät der Kyushu Universität in Fukuoka zu “Selbstregulierung im öffentlichen Recht”. Von 2008 bis 2010 war er als JSPS Postdoctoral Fellow for Research Abroad Gastwissenschaftler an der Universität Konstanz. Zur Zeit lehrt er an der Universität Kyoto.

Panel: Further Directions in Research on Well-Being

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Am Mittwoch, den 22. Mai, fand im Rahmen der Tagung “Interdisciplinary Aspects of Well-Being in Changing Societies” die Panel Discussion “Further Directions in Research on Well-Being: Strategies for Achiving Well-Being in Changing Cultural Contexts and under Stressful Situations” in der Werner Reimers Stiftung statt. Dem Panel gingen die Vorträge von Wolfgang Jagodzinski “Further Directions in Research on Well-Being” und von Yukiko Uchida “Collective Well-Being and a Proposal for a Sustainable Society. A Cultural Psychological Perspective” voraus.

Chair des Panels waren Prof. Dr. Gisela Trommsdorff (Präsidentin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft für Sozialwissenschaften) und Prof. Dr. Mototaka Mori (Waseda Universität, Tokio). Teilnehmer waren: Prof. Dr. Wolfgang Jagodzinski, Universität Köln und Prof. Dr. Yukiko Uchida, Universität Kyoto.

Das Potenzial lebenslanger Beschäftigung

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Von Dr. Kazue Haga

Während gerontologische Erkenntnisse zeigen, dass Beschäftigung zu mehr Lebensqualität im Alter führt, sehen ökonomische Ansätze den zunehmenden Anteil von Senioren als Anlass zur Besorgnis. Diese beiden Forschungszweige führt das neue Forschungsprojekt am DIJ „Unternehmertum und Erwerbstätigkeit in demographisch alten Gesellschaften“ zusammen und geht der Frage nach, wie längere Erwerbstätigkeit über das Renteneintrittsalter hinaus sowohl die Wirtschaft als auch die Arbeitnehmer (positiv?) beeinflusst.

Die Bevölkerung Japans ist so stark gealtert, dass sie gegenwärtig als die „älteste“ Gesellschaft der Welt gilt. Gerontologische Studien zeigen, dass eine erhöhte Lebenserwartung eine Verbesserung
körperlicher und geistiger Fähigkeiten mit sich bringt. Zudem korrelieren eine kontinuierliche Beschäftigung und die persönliche Fitness sowie Lebensqualität im Alter positiv. Ökonomen interpretieren demographischen Wandel – gerade bezogen auf die Wirtschaftsentwicklung – jedoch pessimistisch. So wird für Japan bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts ein beträchtlicher Rückgang des Wirtschaftswachstums vorhergesagt, der verbunden ist mit einer schrumpfenden Zahl der Erwerbstätigen.

Daraus ergibt sich die Frage nach den Möglichkeiten längerer Beschäftigung als eine potenziell positive Antwort auf die demographischen Herausforderungen. Könnte eine lebenslange Beschäftigung
sogar von Gesundheit und Lebenszufriedenheit begleitet sein? Die Bedeutung ganzheitlicher Zufriedenheit, also auf physischer, psychischer und sozialer Ebene, ist in gerontologischen Studien
offensichtlich. Gleichzeitig betrachten auch zunehmend Ökonomen soziale, emotionale und spirituelle Komponenten als Faktoren für Lebenszufriedenheit. Zu untersuchen ist, wie sich diese Faktoren
in der Arbeitswelt widerspiegeln. Ist Japan bereits eine Gesellschaft, in der sich eine lange Lebensarbeitszeit mit Gesundheit und Lebensqualität verwirklichen lässt? Das Forschungsprojekt
sucht Antworten auf diese Fragen, indem es gerontologische Erkenntnisse in ökonomische Diskussionen über demographischen Wandel integriert.

Das Projekt geht diesen Forschungsfragen anhand von Fallstudien und durch Auswertung statistischer Daten nach. Als theoretischer Rahmen dienen unter anderem die Schumpetersche Entwicklungstheorie
und weitere ökonomische Evolutionstheorien zur Ergründung von Entwicklungsprozessen und Persönlichkeit.

Dr. Kazue Haga, Ökonomin, leitet das Projekt „Unternehmertum und Erwerbstätigkeit in demographisch alten Gesellschaften“ am DIJ Tokyo.

Statement: Dieter Frey “Wir brauchen ein totales Umdenken – Wir brauchen neue ‘Kulturen’”

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??????????Betrachtet man das Problem der Generationengerechtigkeit aus dem Blickwinkel der Psychologie, geht es hier um die Umsetzung von Fairness und Gerechtigkeit. Dabei gilt es vier Arten von Fairness zu unterscheiden, nämlich a) die Ergebnisfairness, b) die prozedurale Fairness, c) die informationale Fairness und d) die interaktionale Fairness.

Sowohl die jüngere als auch die ältere Generation wird wahrscheinlich eine Einschränkung der Rente oder eine Erhöhung der Beitragszahlung für Renten als „unfair“ betrachten. Entscheidend ist deshalb, dass man dies über prozedurale Fairness und informationale Fairness kompensiert. Prozedurale Fairness bedeutet dabei, dass die Kriterien transparent gemacht werden, die zum jeweiligen Ergebnis führen, und von den Entscheidungsträgern eine hohe Objektivität gefordert wird. Informationale Fairness bedeutet, dass die potenziellen „bad news“ relativ früh genannt werden.

Aus dem Blickwinkel der Psychologie ist daher ein totales Umdenken notwendig. Es werden neue „Kulturen“ benötigt, die folgendes implizieren:

1. Einen fließenden Übergang von der Arbeit zur Rente. Die Leute sollen so lange arbeiten, wie sie arbeiten können.

2. Rentner sollten zurück an die Universitäten und Hochschulen, damit sie Know-how für ihre alten Berufe und für neue Berufe lernen (z. B. Sozialberufe/Kindererziehung).

3. Produktivitätszuwächse für die Allgemeinheit, um davon auch die Renten zu bezahlen.

4. Lebenslanges Lernen für alle Beteiligten.

5. Arbeit billiger machen. Das Problem dabei ist, dass die Arbeit vorhanden ist, oft aber die Fantasie fehlt, diese Arbeit auch in Arbeitsplätze zu transformieren. Die Arbeit ist heute zu teuer, weil ein hoher Prozentsatz durch Steuern reduziert wird. Wichtig dabei ist auch, das Vermögen zu besteuern und nicht nur die Arbeit. Zudem sollte der Produktivitätszuwachs nicht den Aktionären, sondern der Bevölkerung zukommen, damit die Schere zwischen Arm und Reich (insbesondere auch zwischen Rentnern und Nichtrentnern) nicht zu groß wird.

6. Zielorientierte Einwanderungspolitik.

7. Mehr Fantasie bei Maßnahmen zur Erhöhung der Kinderquote (Wir sind an letzter Stelle!)

Eine weitere psychologische Frage ist, wie man dies so umsetzen kann, dass Akzeptanz in der Bevölkerung besteht. Es gilt hier die Erfolgsfaktoren von Reformen umzusetzen. Dafür notwendig sind z. B. Sinnvermittlung, Transparenz und das Aufzeigen von Opportunitätskosten.

Prof. Dr. Dieter Frey ist seit 1993 Lehrstuhlinhaber für Sozialpsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Der Träger des Deutschen Psychologie-Preises 1998 forscht auf den Gebieten des Entscheidungsverhaltens in Gruppen, Erhöhung von Kreativität und Motivation, Entstehung und Veränderungen von Einstellungen und Wertesystemen. Er war von 2003 bis 2012 Akademischer Leiter der Bayerischen EliteAkademie und ist Leiter des LMU-Centers für Leadership und People Management und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Foto: robert.steinhoefel | Fairness Zone | CC BY-NC-ND 2.0

Rezension: D. Schumann u.a. (eds.): Engineering Society

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Brückweh, Kerstin; Schumann, Dirk; Wetzell, Richard F.; Ziemann, Benjamin (Hrsg.): Engineering Society. The Role of the Human and Social Sciences in Modern Societies, 1880–1980. Basingstoke 2012.

Call for Applications: “Geistes- und Sozialwissenschaften im Museum”, Museumsworkshop in Paris (18.-21.06.2014)

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Deutsch-französischer Museumsworkshops für Master-Studierende und DoktorandInnen der Geistes- und Sozialwissenschaften.

Die Spur ist ein Zeichen vergangener Gegenwart. Der Blick, der sich auf sie richtet, konstituiert sie als Zugang zu bereits Entschwundenem. In ihrer gegenwärtigen Materialität ist die Spur jedoch selbst bereits im Verschwinden begriffen. Dies disponiert sie zum Objekt der Bewahrung.

Seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zeigt sich das Bedürfnis oder der Wunsch nach der Erhaltung von Spuren in unserer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auf unterschiedlichen Ebenen. Museen sind als Sammlungsorte zur Aufbewahrung zusammenhängender Spuren immer variablerer Art und Umfangs berufen. Muss jedoch alles aufgehoben werden? Zeugt die Spur, wenn sie ins Museum gelangt, noch immer von jener Vergangenheit, die sie bezeugen soll? Gibt es nicht auch Spuren, die sich der Musealisierung entziehen?

Um diese Fragen zu vertiefen – die zugleich grundlegende Themen der Museologie darstellen –, bieten das CIERA, das Centre Marc Bloch und das Deutsche Forum für Kunstgeschichte ein deutsch-französisches Forschungsseminar an, das sich an Nachwuchswissenschaftler/innen der Geschichte, Kunstgeschichte, Philologie, Anthropologie, Geographie, Soziologie, Philosophie und anderer Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften richtet.

Die Teilnehmer/innen des viertägigen Workshops werden sich mit den Fragekomplexen der Spuren, ihrer Erfassung, ihrer Aufbewahrung und ihrer Inszenierung innerhalb einer Sammlung auseinandersetzen. Der Workshop verbindet verschiedene Arbeitsformate von Einzel- und Gruppenarbeit, Ausstellungsbesuchen, Plenardiskussionen und den Austausch mit externen Referent/innen (Künstler/innen, Wissenschaftler/innen, Museumsmitarbeiter/innen). Zugleich werden die Nachwuchswissenschaftler/innen an die Methoden und Techniken der Ausstellungskonzeption herangeführt.

Organisation und Durchführung des Workshops werden von dem Deutschen Forum für Kunstgeschichte (Paris), dem CIERA (Paris) und dem Centre Marc Bloch (Berlin) übernommen.

Praktische Hinweise

Den Teilnehmern werden Texte zur vorbereitenden Lektüre zur Verfügung gestellt.

Die Arbeitssprachen sind Deutsch und Französisch. Die aktive Beherrschung mindestens einer der beiden Sprachen und das Verständnis der anderen werden vorausgesetzt.

Datum

18.-21. Juni 2014

Ort

CIERA, Maison de la recherche, 28 rue Serpente, 75006 Paris

Bewerbung

Die Bewerber werden gebeten, ihre Unterlagen bis zum 30. März 2014 per Mail (als PDF) an Anne Seitz (seitz@ciera.fr) zu schicken. Das Bewerbungsdossier enthält einen wissenschaftlichen Lebenslauf (eine Seite), eine Zusammenfassung des laufenden Promotionsvorhabens (maximal zwei Seiten) und ein Motivationsschreiben (eine Seite).

Die Bewerber müssen für das Universitätsjahr 2013/14 im CIERA eingeschrieben sein. Die Einschreibung ist kostenlos und erfolgt über die Internetseite: www.ciera.fr/repertoire/web/gestion.php/demande.

Für die Teilnahme an dem Workshop wird eine Gebühr von 50 € erhoben (Beteiligungspauschale für Verpflegung und Organisation). Die Fahrtkosten werden bis 80 € für Inlandsreisen und bis 100 € für Auslandsreisen erstattet.

Kontakt 
Anne Seitz
CIERA, Maison de la recherche
28 rue Serpente, 75006 Paris
seitz@ciera.fr
+33 1 53 10 57 31

Wissenschaftlicher Beirat

  • Mathilde Arnoux (Deutschens Forum für Kunstgeschichte)
  • Maria Bremer (Deutschens Forum für Kunstgeschichte)
  • Thomas Kirchner (Deutschens Forum für Kunstgeschichte)
  • Lucie Kuhls (Centre Marc Bloch Berlin)
  • Anne Cécile Schreiner (Ecole du Louvre)
  • Anne Seitz (CIERA)
  • Michael Werner (CIERA)

  Mit Unterstützung des DAAD.

 Call for Papers


Call for Applications: 4th German-Russian Young Researchers Forum (Saint Petersburg, 07.-10.07.2014)

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Ever-committed to the New ? Rethinking the Sciences and Humanities

Knowledge sharing | CC BY-SA 2.0 | Ewa Rozkosz

Knowledge sharing | CC BY-SA 2.0 | Ewa Rozkosz

The German-Russian Young Researchers Forum is a high-level bilateral initiative originating from the German-Russian Year of Education, Science and Innovation 2011/12. The three previous forums took place in Moscow (2011), Halle/Saale & Berlin (2012), Bonn, Cologne & Jülich (2013), and brought together outstanding young scientists from Russia and Germany.

  • Time: 6th – 10th July 2014
  • Place: Saint Petersburg, Russian Federation

Objectives

The forum promotes a dialogue and reflection platform, covering a specific spectrum of topics related to higher education, research, innovation and science-based political and societal advice, of mutual interest for Russia, Germany and Europe. It is designed to foster cross-disciplinary exchange. The forum brings together researchers who are at an early stage of their career to discuss their work, gain insight into new research approaches from other disciplines, and also identify possibilities for future collaboration.

Topics

Based on the success of past editions, this year’s forum is organised in three main sections:

  • Presentations of innovative research projects in an interdisciplinary perspective, which illustrate progress in science, as well as open up possibilities of transnational collaboration;
  • Rethinking the science and humanities: (plenary) debates and round tables to:
    (a) define the concept of the ‘new’ / ‘novelty’ in various research-based approaches and their role in multi- and interdisciplinary scientific activity,
    (b) address the added value of novelty, and
    (c) connect recent advancements in research with new approaches in education, reflecting upon the impact of scientific findings.
  • Exchange of different views on the role, status and perspectives of early-career researchers within the scientific community, paying specific attention to new forms of PhD- and Postdoc-cultures, while also addressing the various aspects of resilience in different scientific systems.

For further details, please consult the call for participation on the right. You are welcome to submit your application by 30th April 2014.

Contact: young.forum@leopoldina.org

We are looking forward to receiving your application!
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!
Мы с нетерпением ждем получения Вашего заявления!

Call for Applications

Nation, Militär und Gesellschaft im postrevolutionären Frankreich

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Dissertationsprojekt:  Nation, Militär und Gesellschaft im postrevolutionären Frankreich: zur politischen und gesellschaftlichen Bedeutung der französischen Nationalgarde, 1814–1852

Die sogenannte Restauration in Frankreich wird vielfach vor dem Hintergrund eines stark vereinfachten Gegensatzes von Wiederherstellung der politischen Verhältnisse des Ancien régime und sich krisenhaft durchsetzender Innovation begriffen. Mit der Rückkehr der Monarchie nach Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zeigte sich jedoch, dass Revolution und Kaiserreich nicht übergangen werden konnten, sondern dass beide Tatsachen geschaffen hatten, die in das politische Programm der “postrevolutionären Monarchien” (Bertrand Goujon)  integriert werden mussten. Das Jahr 1814 eröffnete mithin eine postrevolutionäre Epoche, in der die Erinnerung an die jüngste Geschichte allgegenwärtig war.

Die Vorstellung eines radikalen politischen Bruchs verstellt allzu oft den Blick auf Kontinuitäten, die sich einerseits anhand zentraler Institutionen manifestierten, welche aus dem staatlichen Gefüge nicht mehr wegzudenken waren. So war der neue König Ludwig XVIII.  bei seiner Machtübernahme 1814 bereit, die während der Revolution entstandene französische Nationalgarde als zentrale militärische Ordnungsmacht anzuerkennen und seinen Bruder, den Comte d’Artois, als Generaloberst dieser Garde einzusetzen. Andererseits übte die jüngste Vergangenheit Frankreichs eine ungeheure Anziehungskraft aus, an der sich die Geister quer durch alle sozialen Gruppierungen schieden. So verband Ludwig XVIII. mit der Revolution die in den Pariser Septembermorden und der Hinrichtung Ludwigs XVI. kulminierende anti-royalistische Gewalt, der in der kollektiven Erinnerung jedoch zahlreiche Topoi von der Entstehung einer neuen staatlichen Ordnung gegenüberstanden. Dass die revolutionäre Nation nicht zuletzt eine Kriegsgeburt war, zeigte sich daran, dass diese Erinnerung sich besonders am Beispiel militärischer Siege kristallisierte. Valmy und Jemappes standen für den Widerstand der jungen Nation gegen die alten europäischen Mächte; Austerlitz, Jena und Auerstedt markierten den Triumph der aufstrebenden Grande Nation.

Das Untersuchungsobjekt meiner Dissertation ist die französische Nationalgarde, die aus den Bürgermilizen hervorging, die sich mit Ausbruch der Revolution 1789 spontan gebildet hatten. Die Nationalgarde wurde mit der Verfassung der ersten konstitutionellen Monarchie von 1791 institutionalisiert und bestand bis 1872 nahezu ununterbrochen fort. Sie stellte eine paramilitärische Einheit dar, deren Mitglieder nicht kaserniert waren und die in aller Regel einen unentgeltlichen Freiwilligendienst leisteten.

Es ist bemerkenswert, welchen Raum die Nationalgarde in der öffentlichen Wahrnehmung Frankreichs einnahm. Sie erschien als zentraler Akteur während der großen Umbruchsphasen zwischen 1814 und 1852 und stand permanent im Zentrum der politischen Debatten sowohl während der Bourbonen- und der Julimonarchie als auch der Zweiten Republik. Die Würdigung der Nationalgarde als monarchietreuer Ordnungskraft, die nach der Niederlage der napoleonischen Armee die Hauptstadt vor der sicheren Zerstörung durch die alliierten Truppen bewahrt habe, fand in der zeitgenössischen Presse ein breites Echo. Diese von Ludwig XVIII. propagierte Lesart der französischen Bürgermiliz blieb bis zum Untergang der Bourbonenmonarchie 1830 ein beliebter Topos, der besonders unter der Regentschaft Karls X. der liberalen Opposition als Kritik an der ultrakonservativen Regierung diente. Ein weiterer Allgemeinplatz war der Einsatz der Nationalgarde von Paris während der Julirevolution 1830 zugunsten der neuen konstitutionellen Monarchie Louis-Philippes. Die Nationalgarde verkörperte die bürgerliche Basis, von der aus die Revolution gegen die Herrschaft der Bourbonen und zugunsten der neuen Monarchie geführt worden war. Das Rekurrieren auf die Bürgermiliz diente hier gleichsam der Legitimierung der Revolution und der daraus hervorgegangen Herrschaftsform und sollte darüber hinaus die Trois Glorieuses zum Schlusspunkt jeglicher revolutionärer Erhebung werden lassen.

Über den rein institutionengeschichtlichen Rahmen hinausgehend verstehe ich mein Forschungsprojekt zugleich als Teil einer größeren historischen Thematik, der innerhalb der letzten Jahre immer mehr Beachtung sowohl in Frankreich als auch in Deutschland zuteil geworden ist und die die Bedeutung des Krieges für die Entstehung des modernen Nationalstaates umfasst. Am Beispiel der Nationalgarde beschäftige ich mich mit der Frage, welchen Raum Konflikte in der kollektiven Wahrnehmung eingenommen haben. In einem historischen Zeitraum, der von 1814 bis 1852 reicht, untersuche ich, wie in der Rückschau die kriegerischen Auseinandersetzungen der jüngsten Vergangenheit die Vorstellungen von der französischen Nation geprägt haben. Dahinter steht die Frage nach den Erfahrungsprozessen in der französischen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Das Erkenntnisinteresse beruht auf der Untersuchung, wie Revolution und Kaiserreich einen Erfahrungsraum bildeten, der gegenüber dem Versuch, nach der militärischen Niederlage von 1814 stabile politische Ordnungsmuster  in Frankreich zu etablieren und dabei eine mehr oder weniger reaktionär ausgerichtete monarchische Politik sowie ab 1848 ein demokratisches Regime umzusetzen, in ein Spannungsverhältnis trat. Dieser Erfahrungsraum bestand maßgeblich aus Kriegs- und Gewalterlebnissen, die während der Revolutionskriege und der napoleonischen Feldzüge gemacht wurden. Im Zuge dieser Konflikte, die im Namen der Nation und zu ihrem Schutz ausgetragen wurden, konkretisierte sich die Idee der Nation in besonderem Maße: zum ersten Mal in der Geschichte wurden umfangreiche Rekrutenkontingente eingezogen, Massenheere aufgestellt, die nicht mehr aus Berufssoldaten, sondern aus Staatsbürgern in Uniform bestanden. Die Soldaten entwickelten nicht nur ein Bewusstsein für ihre Pflichten, sondern auch für ihre Rechte. Das heißt, dass die Verpflichtung zum Dienst am Vaterland politischen Partizipationsansprüchen Vorschub leistete.[1]

In diesem Zusammenhang stellte die Nationalgarde eine Institution dar, die wie keine andere die Idee der Nation als die Idee der Volkssouveränität verkörperte. Die Nationalgarde erschien als Verwirklichung der Nation in Waffen, deren Angehörige autonom das Recht zur Verteidigung ihrer Interessen und das Gewaltmonopol unabhängig vom Staat wahrgenommen hatten. In der Verteidigung der Nation gegen die inneren und äußeren Feinde wurden die Gardisten zu Trägern jener Gewalterlebnisse. Das Projekt geht der Frage nach, wie sich diese Erfahrungen vor dem Hintergrund des institutionellen Eigensinns der Nationalgarde auf den Meinungsbildungsprozess ihrer Mitglieder im Moment der Rückkehr der Monarchie ausgewirkt haben.

Der dem Projekt zugrundeliegende wissenssoziologische Erfahrungsbegriff beruht auf einem konstruktivistischen Grundverständnis von Wirklichkeit. Demnach stellt diese ein soziales Konstrukt dar, das sowohl eine akteursspezifische, als auch eine überindividuelle, soziale Dimension hat.[2] Die Erfahrungen, aus denen sich Wirklichkeit zusammensetzt, mögen individuellen Ursprungs sein in dem Sinne, dass Individuen die Träger von Erfahrungen sind. Zu beachten ist aber einerseits, dass Erfahrungen nicht zwangsläufig selbst gemacht wurden, sondern überindividuelle Bedeutung erlangen konnten und etwa durch Erzählungen oder eine offizielle Erinnerungspolitik kollektiv geteilt wurden. Andererseits wird für die Interpretation von Erlebnissen häufig auf ein Reservoir an vorgeformten Interpretamenten rekurriert. Vor diesem Hintergrund scheint die soziale Determinierung von Erfahrungen zu einem großen Teil auf dem kollektiven Charakter des Deutungswissens zu beruhen, das der sinnhaften Einordnung von Erlebnissen dient und das über einen intersubjektiven Austausch generiert wird. Betrachtet das Individuum Erfahrung als persönlichen, individuellen Akt, so liegen der Deutung dieser Erfahrungen vergesellschaftete Kategorien zugrunde, die über Kommunikation vermittelt werden.[3]

Dieser kommunikative Aspekt soll sich auch in der Auswahl der Quellen widerspiegeln, indem insbesondere publizistische und künstlerische Quellen ausgewertet werden. Dazu zählen Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Pamphlete, gedruckte und verlegte Broschüren, Flugblätter sowie Bilder und Karikaturen, aber auch sogenannte pièces de circonstances (populäre Gedichte und Lieder, kürzere Theaterstücke wie Komödien oder Dramen). Mit diesem Quellenkorpus, der um normative Dokumente zur Organisation der Nationalgarde ergänzt wird, möchte ich die oben angesprochenen zeitgenössischen Erfahrungsprozesse untersuchen, aus denen – so meine These –  politische sowie gesellschaftliche Ansichten und Zukunftserwartungen  resultierten.

 

Abbildungen:

Garde nationale mobile pendant les Journées de Juin (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Garde_nationale_mobile_pendant_les_Journ%C3%A9es_de_Juin.JPG?uselang=de)

König Karl X. von Frankreich (1757-1836) in der Uniform eines Obersten der Nationalgarde (http://commons.wikimedia.org/wiki/File:WP_Karl_X.jpg?uselang=de)

Alle Abbildungen: public domain.

 


[1] Vgl. Jörn Leonhard: Bellizismus und Nation. Kriegsdeutung und Nationsbestimmung in Europa und den Vereinigten Staaten 1750-1914, München 2008, S. 6.

[2] Vgl. Julia Murken: Bayerische Soldaten im Russlandfeldzug 1812. Ihre Kriegserfahrungen und deren Umdeutungen im 19. und 20. Jahrhundert, München 2006, S. 3f.

[3] Vgl. Nikolaus Buschmann/ Horst Carl: Zugänge zur Erfahrungsgeschichte des Krieges. Forschung, Theorie, Fragestellung, in: Dies. (Hgg.): Die Erfahrung des Krieges. Erfahrungsgeschichtliche Perspektiven von der Französischen Revolution bis zum Zweiten Weltkrieg, Paderborn u.a. 2001, S. 11-26, hier S. 18f.

Vortrag von Gerhard Dilcher: Historische Sozialwissenschaft als Mittel zur Bewältigung der Moderne – Max Weber und Otto von Gierke im Vergleich

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Otto von Gierke (1841–1921) und Max Weber (1864–1920) gehören zwar verschiedenen Generationen an, sind aber durch viele ähnliche Prägungen geformt und durch die rechtshistorische Promotion und Habilitation Webers in Berlin verbunden. Beide betreiben ihre Wissenschaft als historische Sozialwissenschaft und entwerfen aus dieser Perspektive eine eher düstere Prognose für die Zukunft der Moderne. Unter diesem Zeichen äußern sich beide auch publizistisch und engagieren sich politisch im und nach dem Weltkrieg in verschiedenen politischen Lagern.

Otto von Giercke

Otto von Giercke

Datum: 15.01.2013
Uhrzeit: 18:00 Uhr
Ort: Max-Weber-Vortragsraum des Käte Hamburger Kollegs »Recht als Kultur«

Prof. Dr. Gerhard Dilcher studierte Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main, wo er 1960 promoviert wurde. Bevor er sich für Deutsche Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht habilitierte, war er Forschungsstipendiat am Deutschen Historischen Institut in Rom. Nach einer Professur an der Freien Universität Berlin folgte Professor Dilcher einem Ruf an die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, um dort Deutsche Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Zivilrecht zu lehren. Er unternahm zahlreiche Vortragsreisen, unter anderem in Japan, Korea, China, Indien und Malaysia, die sich in seinen multilingualen Publikationen niederschlagen. 1986 und 1996 führten ihn Gastprofessuren an die University of Florida und seit 2002 ist Professor Dilcher Gastprofessor an der Universität Trient in Italien.

Ein mobiles Medium? – Schiffszeitungen als Spiegel sozialer Konstruktionen auf interkontinentalen Schiffen im 19. Jahrhundert

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Im Zentrum des Dissertationsprojektes stehen Schiffszeitungen, die von Passagieren während interkontinentaler Überfahrten im 19. Jahrhundert geschrieben und hera2usgegeben wurden. Da Schiffsreisen zu dieser Epoche noch mehrere Wochen bis Monate dauerten – abhängig von Ziel, Reiseroute und Schiffsgesellschaft – entwickelte sich der Alltag an Bord sehr schnell zu einer monotonen Routine, in die durch verschiedene Unterhaltungsmaßnahmen wie Konzerte, Sportevents oder Schiffszeitungen Abwechslung gebracht werden sollte. Der Fokus der Arbeit liegt dabei auf Zeitungen, die vor der Erfindung des Funkverkehrs an Bord der Schiffe geschrieben wurden. Dieser Aspekt ist entscheidend, da die Passagiere bis dahin während der Reise von jeglichem Kontakt mit der Außenwelt abgeschottet waren und dementsprechend fast ausschließlich über die Geschehnisse an Bord und somit über sich selbst reflektieren. Im Gegensatz zu anderen Quellen, die vor allem an Bord von Auswandererschiffen im 19. Jahrhundert entstanden (wie Tagebücher oder Briefe), hat die historische Forschung Schiffszeitungen bisher keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt, sodass das Projekt die erste Untersuchung dieses bisher komplett übersehenen Quellentypus darstellt.

Die Zeitungen erinnern in ihrer Erscheinung und Machart an Schüler- oder Studentenzeitungen. Sie wurden mit einfachsten Mitteln produziert, mit Hilfe kleiner Druckpressen oder mit der Hand geschrieben, in den meisten Fällen ohne die Beteiligung professioneller Journalisten oder Redakteure und ausschließlich an die kleine Rezipientengruppe der Passagiere an Bord gerichtet. Sie erschienen  mehr oder weniger regelmäßig an Bord, teilweise wöchentlich, oftmals aber auch mehrmals in der Woche und imitieren sowohl in ihrem Aufbau als auch in ihrem Stil „gewöhnliche“ Zeitungen des 19. Jahrhunderts. Die Tatsache, dass sich bis heute ein so guter Quellenbestand erhalten hat, ist dabei ohne Zweifel dem „Souvenircharakter“ der Zeitungen geschuldet. In einem Großteil der Fälle konnten sich die Passagiere noch während der Überfahrt für einen professionellen Nachdruck der Zeitungen anmelden, der dann nach der Ankunft im Zielhafen in einer lokalen Druckerei in Auftrag gegeben wurde.

Interessanterweise werden fast alle Schiffszeitungen ausschließlich von und für die Passagiere der Ersten und Zweiten Klasse he rausgegeben, wobei teilweise sogar ein offizielles Verbot besteht, die Zeitungen auch unter den Passagieren der dritten Klasse zirkulieren zu lassen. Dies führte in einigen Fällen dazu, dass sich die Passagiere der dritten Klasse dermaßen aus der Passagiergemeinschaft ausgeschlossen fühlten, dass sie ihre eigene Schiffszeitung ins Leben riefen, wie beispielsweise im Fall der „Zeelandia Free Press“. Diese Zeitung wurde 1884 an Bord der „Zeelandia“ von den Passagieren der dritten Klasse gegründet. Diese hatten zuvor feststellen müssen, dass es ihnen nicht erlaubt war, die bereits bestehende Schiffszeitung der ersten und zweiten Klasse, die sogenannte „Look-Out“, zu lesen. Dementsprechend titulierte sich die „Zeelandia Free Press“ selbst als „an opposition newspaper“, deren Veröffentlichung nach vier Ausgaben zur Einstellung des Konkurrenzblattes der ersten und zweiten Klasse führt. Das Projekt untersucht somit eine Reihe von sozialen Gruppen, deren einziger Berührungspunkt die Reise sowie der gemeinsame Raum des Schiffes ist und die so divers sind, dass sie sogar die Notwendigkeit sehen, sich eine eigene Präsenz in der Bordpresse zu sichern.

Schiffszeitungen spiegeln den sozialen Mikrokosmos, der sich in dem eng begrenzten Raum ausbildete, auf bemerkenswerte Weise wider und sind gleichzeitig ein Konstrukt der dortigen sozio-kulturellen Konfigurationen. Die Passagiere, die nicht nur verschiedenen Nationen, sondern auch den unterschiedlichsten sozialen Milieus entstammten, hatten an Bord kaum eine Möglichkeit sich zu ignorieren. Dementsprechend lassen sich Phänomene wie Gruppenbildung und soziale Distinktionen, aber auch die Erwartungshaltung gegenüber den neuen Kontinenten inn1 erhalb der „Zufallsgemeinschaft“ der Reisenden in den Schiffszeitungen hervorragend ablesen.

Die bisherige historische Forschung, die sich mit der Globalisierung im 19. Jahrhundert beschäftigt, hat sich bisher vor allem auf die Anfangs- und Endpunkte globaler Verbindungen konzentriert. Im Gegensatz dazu steht in diesem Dissertationsprojekt der Zeitraum zwischen dem Moment, in dem die Passagiere an Bord gehen und dem Augenblick, in dem sie in der „neuen Welt“ ankommen, im Mittelpunkt. Es gilt dementsprechend, die Weltmeere nicht als „leeren“ historischen Raum zu verstehen, sondern im Gegenteil mithilfe der einzigartigen Quellen der Schiffszeitungen zu untersuchen, was diese Figur der zeitlichen und räumlichen Transition für die Akteure bedeutete.

Das Projekt ist nicht primär als eine medienhistorische Arbeit konzipiert, sondern möchte vor allem einen Beitrag zur Geschichte der Globalisierung im 19. Jahrhundert leisten. Die Akteure der Globalisierung, die hier untersucht werden, verbinden durch ihre Reise einerseits Kontinente miteinander, auf der anderen Seite sind sie während der Transition komplett von jeglichem Kontakt abgeschnitten. Diese außeralltägliche sozial-kulturelle Konfiguration findet ihre Repräsentation in den materialen schrifttragen Artefakten, den Schiffszeitungen, welche in meinem Dissertationsprojekt als ein „mobiles Medium“ verstanden werden.

Abbildungen:

Emperor of India off Bournemouth Pier

Steamer “Claudine” leaving Honululu

Alle Abbildungen: public domain.

Das Versprechen eines glücklichen Lebens

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Von Dr. Chris Winkler

Am 29. und 30. Juli veranstaltete das DIJ einen internationalen Workshop zum Thema „Improving the People’s Lot? Different conceptions of wellbeing between promises and reality“.

Zwei Tage lang diskutierten 14 Wissenschaftler aus den Bereichen Politologie, Ökonomie, Geschichts- und Religionswissenschaft am DIJ über gesellschaftspolitische Aspekte von Wohlbefinden.
Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des Konzepts eines glücklichen Lebens jenseits von Wirtschaftswachstumsraten, was sich u.a. in der Bildung entsprechender Regierungskommissionen
in Japan, Frankreich und Deutschland widerspiegelt, wurden die von politischen Parteien, Ideologien, Religionen und anderen gesellschaftlichen Gruppen formulierten Glücksversprechen analysiert. Dabei untersuchten die Experten aus Japan, Amerika und Deutschland nicht nur die Erwartungen, die solche Versprechen bei Wählern und Unterstützern dieser Gruppierungen wecken, sondern auch die tatsächlichen Auswirkungen politischer Maßnahmen auf das Wohlbefinden der Bevölkerung.

Als Auftakt zu dem von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) geförderten Workshop definierte Tatsuo Inoue (University of Tokyo) die liberale Konzeption des Glücksbegriffs als Suche nach Gerechtigkeit und kontrastierte sie mit kommunitaristischen und paternalistischen Ansätzen. Helen Hardacre (Harvard University) stellte in ihrem Vortrag verschiedene Vorstellungen von Glück im Shintōismus vor. Abgeschlossen wurde die erste Sitzung von Torsten Weber (DIJ), der über das von progressiven Intellektuellen in der Vorkriegszeit propagierte Konzept des großen und kleinen Glücks berichtete. Die zweite Sitzung beschäftigte sich mit dem Wohlbefinden von Wählern und Unterstützergruppen. Yutaka Tsujinaka (Tsukuba University) analysierte das Wohlbefinden von verschiedenen Unterstützergruppen im Wandel der Zeit. Kenneth Mori McElwain (University of Michigan) erläuterte, wie Wechselwähler die Leistung der jeweiligen Regierung bewerteten, und Rieko Kage (University of Tokio) argumentierte, dass Lebenszufriedenheit eine wichtige Determinante für vergleichsweise geringe nationalistische Tendenzen sei. Tim Tiefenbach (DIJ) zeigte am Beispiel Japans, dass politische Partizipation sich positiv auf die Lebenszufriedenheit auswirkt.

Den zweiten Tag eröffnete Mari Miura (Sophia University) mit einer Analyse der Strategie des Japanischen Gewerkschaftsverbundes (Rengō) während der Regierungszeit der von ihm unterstützten DPJ. Dann stellte Axel Klein (Universität Duisburg-Essen) dar, wie sich das Versprechen eines glücklichen Lebens in den Wahlprogrammen der „Partei für eine saubere Regierung“ (Kōmeitō) wandelte: angefangen von frühen Bestrebungen, eine buddhistische Demokratie zu errichten, hin zum Konzept eines sichereren, kostengünstigeren und einfacheren Lebens. Chris Winkler (DIJ) demonstrierte anhand einer Analyse von Wahlprogrammen politischer Parteien in Japan und Europa seit den 1960er Jahren, wie Wahlversprechen zunehmend von postmaterialistischen Werten geprägt sind.

Ein vierter Themenschwerpunkt behandelte Auswirkungen der Politik auf subjektives sowie gesamtgesellschaftliches Wohlbefinden. Takao Katsuragi (Gakushūin University) betonte dabei vor allem die Signifikanz von Glokalisierung und gegenseitigem Lernen für ein Streben nach einem glücklichen Leben. Takayoshi Kusago (Kansai University) erläuterte anhand von zwei Fallstudien die Bedeutung der Einbindung von Bürgern und Experten in Projekte zur Steigerung des Wohlbefindens auf regionaler Ebene. Auf Basis eines internationalen Vergleichs zeigte Alexander Pacek (Texas A&M University) die positiven Effekte des Wohlfahrtstaates auf das Wohlbefinden der Bevölkerung. Benjamin Radcliff (University of Notre Dame) schließlich zeigte die positiven Auswirkungen von direkt-demokratischen Entscheidungsfindungsprozessen in amerikanischen Bundesstaaten auf das Wohlbefinden der lokalen Bevölkerung auf.

Abgerundet wurde der Workshop durch ein DIJ-Forum in speziellem Format. Anstatt eines Vortrages eines Wissenschaftlers folgte eine Diskussion zwischen Helen Hardacre, Benjamin Radcliff,
Kenneth Mori McElwain, Takayoshi Kusago und Axel Klein (als Moderator) über die Ergebnisse des Workshops. Das DIJ dankt allen Teilnehmern für ihre fundierten Vorträge, welche die Grundlage
für spannende Diskussionen darstellten.

Dr. Chris Winkler, Leiter der Sozialwissenschaftlichen Abteilung am DIJ und Organisator des Workshops, forscht zum Umgang politischer Parteien mit dem Thema Glück.

Der Beitrag erschien zuerst in der 50. Ausgabe des Newsletters des DIJ Tokyo.

Cultural Capital in a Transnational Perspective

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Conference Paper to be presented by Anja Weiß

Anja Weiß is a Professor for Sociology at the University of Duisburg-Essen. Her theoretical interests in the transnationalisation of social inequality translate into comparative empirical studies on the localization of knowledge, highly skilled migrants, (institutional) racism and legal exclusion, ethnic conflict and anti-racism, and qualitative research design.

In the human capital approach, returns on education are usually assessed within framework of the nation-state. In a transnational perspective, the value of cultural capital (cf. Bourdieu) should be assessed in terms of a plurality of contexts in which it may be recognized and rewarded. In regard to skilled personnel’s access to the labor market, the borders of the nation-state continue to be salient: foreign educational credentials are often seen as having lesser value and migrants are subject to exclusionary legal regimes. At the same time, other contexts, such as professional fields, need not be congruent with nation-state borders and they counteract the impact of the nation-state. In professional fields as diverse as management and legal studies, transnational sub-fields have emerged in which the value of education is determined independently of national systems of education.

Based on findings by the international study group “Cultural Capital During Migration” (headed by Nohl, Schittenhelm, Schmidtke, and the author), the input will focus on the situation of highly skilled migrants and the factors that impact on the validation of their educational credentials in diverse labor markets. These factors include discrimination by employers, but also the emergence of ethnic niches in some professions, such as medicine. Also, and especially among skilled employees, education does not stop at the moment of graduation, but undergoes continued development, fine-tuning, and also devaluation.

Max meets LISA: Geisteswissenschaften im „globalen Dorf“: Wie lässt sich Internationalisierung organisieren?

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Wie wird Wissenschaft in Deutschland organisiert? Was können wir zum Beispiel von der Schweiz, den USA oder Schweden lernen? Warum brauchen wir transregionale Studien? Wer soll (internationale) Kooperationsprojekte verwalten? Welche Konsequenzen hat die zunehmende Ökonomisierung vieler Lebensbereiche für die wissenschaftliche Forschung? Und wie werden wir damit fertig, dass wir heute zwar lokal handeln, aber gleichzeitig in globalen Kontexten denken müssen?

In der 7. Folge von Max meets LISA werden Dr. Joachim Nettelbeck (Generalsekretär des Wissenschaftskollegs zu Berlin a. D.) und Prof. Dr. Thomas Maissen (Direktor des Deutschen Historischen Institut Paris) vom Moderatorenteam Gesche Schifferdecker (Max Weber Stiftung) und Georgios Chatzoudis (Gerda Henkel Stiftung) zu bürokratischen Tücken in der Wissenschaftsverwaltung, Internationalisierung und zukünftigen Herausforderungen der globalen akademischen Kommunikation befragt.

 


CFP: Special issue “Ethnographies of Hope in Contemporary Japan”

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Two Girls by the Sea signed "Kafu", painting on silk, c. mid-1920s, Honolulu Museum of Art | Public Domain

Two Girls by the Sea signed "Kafu", painting on silk, c. mid-1920s, Honolulu Museum of Art | Public Domain

In recent years, amidst a faltering economic climate, Japanese people have witnessed a proliferation of narratives of decline and diminishing hope. Social consequences of the economic downturn vary from withdrawal from the public sphere into the private domain and political apathy among the young, to the strengthening of revisionism and right wing rhetoric. By far the most widespread public reaction though seems to be a vague sense of disillusionment and hopelessness. While the economic and social situation warrants concern, the cross cultural perspective afforded by anthropology would indicate that people continue to hope and strive for better lives however dire the circumstances.

For this special issue of Contemporary Japan, the Journal of the German Institute for Japan Studies, Tokyo, we invite contributions that consider feelings, perceptions and narratives of hope and hopelessness, as well as examples of how new organizations or efforts have fostered renewed feelings of hope in contemporary Japanese society. Specific theoretical issues to explore may include the following:

  • Hope and temporality. Is hope primarily future oriented? What is hope’s relationship to the past? When is hope merely a 'future nostalgia' (Zournazi 2002) that serves as a tool of governments to manipulate the feelings of its subjects?
  • Hope and agency. When does hope enable action, and when does it promote passivity or reliance on something seen as an external agency (cf. Crapanzano 2003)? To what extent can one foster hope?
  • Hope and social change. Does a hopeful attitude lead to passivity, thus contributing to the status quo, or does it allow for envisaging alternative futures? Should hope be understood as a collective resource (cf. Braithwaite 2004; Lueck 2007)?
  • Hope, knowledge, and creativity. Are older categories of thought foreclosing the possibility for an emergence of hope, having become the very 'apparatus of hopelessness' (Graeber 2011)? Is hope primarily a form of 'readjustment of knowledge' (Miyazaki 2006)?

Contributions should not exceed 8000 words max., including references and appendices.

Submission deadline: 31 March 2015; Publication: Spring 2016. For details see our submission guidelines at www.contemporary-japan.org/stylesheet.

Issue editor: Iza Kavedžija (University of Oxford). For inquiries and submission contact: iza.kavedzija@anthro.ox.ac.uk

CFP: Nostalgia – Historicizing the Longing for the Past

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Date: 1-3 October 2015
Venue: Deutsches Historisches Institut London/German Historical Institute London
Deadline: 31 March 2015

In the early seventies, intellectuals and journalists became aware of a new and worrying phenomenon: nostalgia. ‘How much more nostalgia can America take?’[1] Time Magazine asked in 1971, soon echoed by Der Spiegel in Germany and New Society in Britain to name just two.

Only a decade before, dictionaries had still defined nostalgia as a medical term for an extreme form of homesickness. Now, it described the sentimental yearning for an irretrievable past. And this yearning seemed to be everywhere: in popular culture, in the rising number of museums and the explosion of museum attendance, in advertising, retro fashions and the booming antique market.Not much seems to have changed since then. History is as popular as never before, popular culture is still obsessed with its own past, fashion designers continue to look back to earlier decades for inspiration and the current upsurge of heritage television - Downton Abbey, Mad Men - is again being discussed in terms of nostalgia. What is much harder to pin down are the origins of nostalgia and the changes it has undergone during the twentieth century. Has nostalgia always been around or is it indeed a peculiar modern phenomenon? Did its rise really begin in the seventies? Who feels nostalgic and for what? How do age, gender and class constitute and influence nostalgia? And does nostalgia really account for the popular interest in the past?

While a number of studies on nostalgia have appeared throughout various disciplines, historians have taken surprisingly little interest in the phenomenon. If they use the term at all, it is often with condescension, variously describing nostalgia as a sickness, kitsch or even a sin. What we still know very little about, however, is the history of nostalgia. How can we historicize nostalgia? How did it change over time? Does nostalgia, distort the past, as many historians believe, or does it perhaps foster an interest in history?

These are some of the questions the conference wants to address. It is interested both in theoretical contributions to the history of nostalgia and in case studies of nostalgia in various times, places, groups and contexts. Possible topics are: nostalgia in museums, the heritage industry and tourism, nostalgia in popular culture and the media, everyday nostalgia, industrial nostalgia, postcolonial nostalgia, rural nostalgia, nostalgia and migration, nostalgia and identity, nostalgia as an emotion, nostalgia and material culture.

The conference is transdisciplinary and we welcome proposals for twenty-minute presentations from scholars of all fields, including but not limited to history, sociology, literature, philosophy, and cultural studies.

Please submit an abstract of no more than 300 words, along with a short CV, by 31 March 2015 to Tobias Becker at becker(ghi)ghil.ac.uk. Accommodation during the conference will be covered. A limited number of grants will be given to contributors to cover their travel expenses.

Full Call for Papers (PDF)

  1. "The Meaning of Nostalgia", Time Magazine, 3 May 1971

Call for Applications: EUME- Postdoc-Fellowships (2015/16)

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Deadline: 24 April 2015

The Berlin-based Forum Transregionale Studien invites scholars to apply for five postdoctoral fellowships for the research program

Europe in the Middle East—The Middle East in Europe (EUME)

EUME seeks to rethink key concepts and premises that link and divide Europe and the Middle East. The program draws on the international expertise of scholars in and outside of Germany and is embedded in university and extra-university research institutions in Berlin. It supports historical-critical philology, rigorous engagement with the literatures of the Middle East and their histories, the social history of cities and the study of Middle Eastern political and philosophical thought as central fields of research not only for area or cultural studies, but also for European intellectual history and other academic disciplines. The program explores modernity as a historical space and conceptual frame.

The program puts forward three programmatic ideas:

  1. supporting research that demonstrates the rich and complex historical legacies and entanglements between Europe and the Middle East;
  2. re-examining genealogical notions of mythical ‘beginnings’, ‘origins’, and ‘purity’ in relation to culture and society; and
  3. rethinking key concepts of a shared modernity in light of contemporary cultural, social, and political entanglements that supersede identity discourses as well as national, cultural or regional canons and epistemologies that were established in the nineteenth century.

EUME supports and builds upon the following interconnected research fields:

  • Cities Compared: Urban Change in the Mediterranean and Adjacent Regions,
    which is directed by Ulrike Freitag and Nora Lafi, both of the Zentrum Moderner Orient, Berlin. It contributes to the debate on plurality, citizenship and civil society from the historical experience of conviviality and socio-cultural, ethnic, and religious differences in the cities around the Mediterranean;
  • Islamic Disclosure Contested: Middle Eastern and European Perspectives, 
    which is directed by Gudrun Krämer, Institute for Islamic Studies, Freie Universität Berlin. It analyzes modern Middle Eastern thought in the framework of discourses on modernity, secularity, and justice;
  • Perspectives on the Qur’an: Negotiating Different Views of a Shared History, 
    which is directed by Angelika Neuwirth, Seminar for Semitic and Arabic Studies, Freie Universität Berlin. This research group situates the foundational text of Islam within the religious and literary landscape of late antiquity, early Islamic History and Arabic philology, and combines a historicization of its genesis with an analysis of its hermeneutics, its reception and perception in Europe and the Middle East;
  • Travelling Traditions: Comparative Perspectives on Near Eastern Literatures,
    which is directed by Friederike Pannewick, Center for Near and Middle Eastern Studies, Philipps-Universität Marburg, and Samah Selim, Rutgers University. This research group reassesses literary entanglements, translations, and processes of canonization between the Middle East and other regions.
  • Tradition and the Critique of Modernity: Secularism, Fundamentalism and Religion from Middle Eastern Perspectives, 
    which is a special forum, directed by Amnon Raz-Krakotzkin, Ben-Gurion University, that attempts to rethink key concepts of modernity like secularity, tradition, or religion in the context of experiences, interpretations, and critiques from the Middle East.

EUME is interested in developing new fields of research that bridge the gap between political science approaches and cultural studies in cooperation with Cilja Harders, Otto Suhr Institute of Political Science, Freie Universität Berlin, and Rachid Ouaissa, Political Science Department, Center for Near and Middle Eastern Studies, Philipps-Universität Marburg.

About the Fellowships

The fellowships are intended primarily for scholars of art history, history, literature, philology, political philosophy, political science, religion and sociology who want to carry out their research projects in connection with the Berlin program. Applicants should be at the postdoctoral level and should have obtained their doctorate within the last seven years. Fellows gain the opportunity to pursue research projects of their own choice within the framework of one of the above-mentioned research fields and in relation to the overall program ‘Europe in the Middle East – the Middle East in Europe’. Successful applicants will be fellows of EUME at the Forum Transregionale Studien, and associate members of one of the university or non-university research institutes listed below.

As a rule, the fellowships start on 1 October 2015 and will end on 31 July 2016. Postdoctoral fellows will receive a monthly stipend of 2.500 € plus supplement depending on their personal situation. Organisational support regarding visa, insurances, housing, etc. will be provided. Fellows are obliged to work in Berlin and to help shape the seminars and working discussions related to their research field. Scholars are also invited to apply with their own funding. The working language of EUME is English.

Application Procedure

An application should be made in explicit relation to one of the research fields and consist of

  • a curriculum vitae,
  • a project description (no longer than 5 pages), stating what the scholar will work on in Berlin if granted a fellowship
  • a sample of scholarly work (maximum 20 pages from an article, conference paper, or dissertation chapter)
  • the names of two university faculty members who can serve as referees (no letters of recommendation required).

The application should be submitted by e-mail as three separate word documents or PDF files in English and should be received by 24 April 2015, sent in to:
eume@trafo-berlin.de

Institutional Framework of EUME 

Europe in the Middle East—The Middle East in Europe (EUME) has been initiated in 2006 as a joint research program of the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities, the Fritz Thyssen Foundation and the Wissenschaftskolleg zu Berlin. It builds upon the previous work of the Working Group Modernity and Islam (1996-2006). Since 2011 EUME is continued at the Forum Transregionale Studien.

The Berlin-based Forum Transregionale Studien is a research organization that promotes the internationalization of research in the humanities and social sciences. The Forum provides scope for collaboration among researchers with different regional and disciplinary perspectives and appoints researchers from all over the world as Fellows. In cooperation with universities and research institutions in Berlin and outside, it carries out research projects that examine other regions of the world and their relationship to Germany and Europe systematically and with new questions. It supports four research programs: Art Histories and Aesthetic Practices, Rechtskulturen,Zukunftsphilologie: Revisiting the Canons of Textual Scholarship, and Europe in the Middle East—The Middle East in Europe (EUME).

In scholarly terms EUME is directed by a Collegium that currently consists of the following persons: Ulrike Freitag (Zentrum Moderner Orient), Cilja Harders (Otto Suhr Institute of Political Science, Freie Universität Berlin), Kader Konuk (Institut für Turkistik, Universität Duisburg-Essen), Gudrun Krämer (Institute for Islamic Studies, Freie Universität Berlin), Nora Lafi (Zentrum Moderner Orient), Angelika Neuwirth (Seminar for Semitic and Arabic Studies, Freie Universität Berlin), Rachid Ouaissa (Center for Near and Middle Eastern Studies, Philipps-Universität Marburg), Friederike Pannewick (Center for Near and Middle Eastern Studies, Philipps-Universität Marburg), Amnon Raz-Krakotzkin, (Ben-Gurion University, Beer Sheva), Samah Selim (Rutgers University), and Stefan Weber (Museum for Islamic Art, Berlin).

Now Accepting Submissions: Contemporary Japan 28 (No. 2)

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dijSubmission Deadline: 31.10.2015

Contemporary Japan (CJ) is the biannual journal of the German Institute for Japanese Studies Tokyo (Deutsches Institut für Japanstudien Tokyo / DIJ Tokyo). It is published by de Gruyter, Berlin and New York.

We are currently calling for papers for the autumn 2016 issue. The submission deadline of manuscripts is 31 October 2015. For details on the submission process and instructions visit www.contemporary-japan.org.

Contemparary Japan publishes original research that relates to present-day Japan or its historical development. Manuscripts which cross disciplinary boundaries and raise issues beyond the case of Japan are also welcome. Submissions are peer-reviewed in a double-blind process by established scholars in the respective field.

Contemporary Japan is a platform for state of the art research that offers authors several unique advantages:

  1. Contemporary Japan is open to all scientific methods applied in the social sciences and humanities.
  2. Contemporary Japan promotes the publication of recent empirical findings and innovative theoretical approaches, including comparative and interdisciplinary studies, provided authors clearly demonstrate the contribution to the field of research and its place in the relevant literature.
  3. Contemporary Japan maintains a professional and fast review process, thus guaranteeing timely publication of accepted manuscripts.
  4. Papers of excellent quality can also be submitted in Japanese or German. Accepted articles will be translated into English free of charge, given that (a) the material is original research which has not been published in either language yet, and (b) the author demontrates a sound knowledge of the international literature in the field.

All issues of Contemporary Japan are available open access at http://www. degruyter.com/view/j/cj.

Contact
Deutsches Institut für Japanstudien Tokyo
Email: me@contemporary-japan.org
Visit the website at http://www.contemporary-japan.org.

Wissenschaftskultur nach der Revolution: Ägyptische Universitäten im Wandel

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Von Daniele Cantini

Ein ethnografisches Projekt des Orient-Instituts (OI) Beirut untersucht die materiellen Voraussetzungen für die Wissensproduktion von Promovierenden in den Geistes- und Sozialwissenschaften an den öffentlichen Universitäten Ägyptens.

Die Universität Kairo ist mit 200.000 Studierenden und knapp 18.000 wissenschaftlichen Angestellten nach der ebenfalls in Kairo ansässigen Al-Azhar-Universität die zweitgrößte Universität Afrikas.

Die Universität Kairo ist mit 200.000 Studierenden und knapp 18.000 wissenschaftlichen Angestellten nach der ebenfalls in Kairo ansässigen Al-Azhar-Universität die zweitgrößte Universität Afrikas.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte und vom OI Beirut durchgeführte Projekt „Wissensproduktion im Postgraduiertenstudium an ägyptischen Universitäten“ untersucht Methoden, durch die Wissen produziert und vermittelt wird. Hierbei liegt der Fokus besonders auf den Geistes- und Sozialwissenschaften. Wissen wird in diesem Fall als breites Konzept verstanden, dass sich sowohl auf Inhalte der jeweiligen Disziplinen – Fragen, die aktuell an den Hochschulen diskutiert werden, die Inhalte von Doktorarbeiten und passende Themen für die Forschung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern – bezieht, als auch auf die die allgemeinen Umstände, unter denen Wissen produziert wird. Dies beinhaltet einen Blick auf die Universität als eine Institution, die gleichzeitig Wissen produziert und die Bedingungen für die Vermittlung von Wissen liefert.

Spätestens seitdem der „Arab Human Development Report“ sich im Jahr 2003 dem Thema Wissen in arabischen Gesellschaften widmete, ist diese Frage ein zentraler Aspekt in der Analyse arabischer Mehrheitsgesellschaften. Die politischen Dimensionen des Themas sind offenkundig, da ein besonderer Fokus auf dem Zusammenhang von Bildung und Demokratisierung im Zuge der anhaltenden Bewegung für sozialen und politischen Wandel in der Region liegt.

Es waren gut ausgebildete junge Leute, die den arabischen Frühling zuerst in Tunesien und anschließend auch in Ägypten und anderen Ländern initiierten, obwohl die Stärke anderer sozialer und politischer Bewegungen nicht unterschätzt werden sollte. Die aktuellen politischen Rückschläge für die Reformbewegung sollten nicht davon ablenken, dass die Demonstrationen ein zuvor ungekanntes Maß erreichten, sowohl in den einzelnen Gesellschaften als auch in der Region insgesamt, und dass hauptsächlich Nahrungsversorgung, Freiheit und soziale Gerechtigkeit gefordert wurden.

In Ländern wie Ägypten stand Bildung im postkolonialen Gesellschaftsvertrag zweifellos im Zentrum des Versprechens von sozialer Gerechtigkeit. Seit den 1970er Jahren ist dieser Gesellschaftsvertrag zunehmend unterwandert worden. Trotz starker Opposition hat die private Bildung in den letzten zwei Jahrzehnten einen rasanten Aufstieg erlebt. Dies betrifft auch die Hochschulebene, die ersten privaten profitorientierten Universitäten wurden 1996 eröffnet. Studien zu den Universitäten konzentrieren sich in der Regel auf Führung, Reformen und Möglichkeiten zu eigenständiger Forschung, aber weniger auf die politische Dimension von Studentenprotesten.

Das Projekt widmet sich der Frage, wie Wissen produziert wird und untersucht dazu materielle Bedingungen, alltägliche Abläufe und Diskurse im universitären Umfeld. Hierbei liegt die Annahme zugrunde, dass die Doktorandenausbildung ein unverzichtbares Element der Universität als Institution ist, ein Prozess, den es sich zu untersuchen lohnt, um die aktuelle Lage der ägyptischen öffentlichen Universitäten und die Bedingungen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu erforschen.

Der aktuelle Diskurs wird von Diskussionen zu Armut und Krise dominiert, vom erheblichen Druck auf die Universitäten durch steigende Zahlen von Studierenden, sinkende Investitionen und Ressourcen und unzulängliche Fakultäten und Forschungsstrukturen. Diese Probleme werden durch politischen und sozialen Druck verstärkt, der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spürbar einschränkt. Dieser Diskurs geht einher mit allgemeiner Kritik zu Problemen der Wissensproduktion in der arabischen Welt, die sich anhand einer geringeren Anzahl wissenschaftlicher Publikationen im Vergleich zu anderen Regionen messen lassen und damit die Vorstellung von einer Besonderheit der Region bekräftigen.

Trotz ihrer Bedeutung werden die materiellen Bedingungen für die Wissensproduktion auf Doktorandenebene selten diskutiert. Promotionsstudentinnen und -studenten erhalten keine Stipendien, sind im besten Fall in Teilzeit eingestellt und bis kürzlich gab es kein Doktorandenprogramm, das ihnen und den Betreuerinnen und Betreuern bei der Konzentration auf die Forschung helfen konnte. Fakultätsmitglieder werden nach Abschluss eines Bachelorstudiums eingestellt und werden befördert, sofern sie weitere Abschlüsse absolvieren. Dies sorgt für einen Mangel an Wettbewerb und trägt zur schwachen wissenschaftlichen Produktivität bei. Viele Forschungen werden nach Finanzierungsmöglichkeiten ausgerichtet, wobei ausländische Projekte besonders beliebt sind. Dies führt zu deutlichen Unterschieden, besonders in Instituten, die Doktorandenprogramme in mehreren Sprachen anbieten und in Disziplinen, in denen internationale Kooperation eine stärkere Rolle spielt.

Dieses Projekt begann vor einem Jahr und ist nach wie vor in Bearbeitung. Es lässt sich aber bereits feststellen, dass das Projekt Kernelemente für die Entwicklung von nachhaltigem politischen und sozialen Wandel behandelt. Dies sind insbesondere die Bedingungen für die Produktion von unabhängiger und kreativer Wissenschaft in den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Daniele Cantini promovierte an der Universität Modena mit einer Arbeit zur Situation von Studierenden in Jordanien. Er forscht im Rahmen des Graduiertenkollegs „Gesellschaft und Kultur in Bewegung“ an der Universität Halle-Wittenberg. Daniele Cantini koordiniert für das OI Beirut das Projekt „Wissensproduktion im Postgraduiertenstudium an ägyptischen Universitäten“.

Übersetzung aus dem Englischen von Felix Grohe.

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